Es ist als wäre es gestern gewesen – die ersten Versuche auf dem Fahrrad. Schweißgebadet rannten wir dem energiegeladenen Strampelinchen hinterher, das fröhlich in die Pedalen trat ohne auch nur ein Fünkchen Mitleid mit uns zu haben. Nach jahrelangem Tragen, Schieben, Heben, Ziehen kam dann endlich die Erlösung: der Nachwuchs konnte alleine Fahrrad fahren, das Fahrrad schieben und heben. Hatte auch den Fahrradführerschein sicher in der Tasche, konnte man also auch mal alleine fahren lassen.

Doch wie das so ist mit dem Elternsein, eine Herausforderung folgt auf die nächste. Und mittlerweile sind wir beim Führerschein angekommen.
Ich gehöre ja zu den Mamas, die gerne, viel und zügig Auto fahren. Aus diesem Grund kutschierte ich in den letzten Jahren bereitwillig in meinem 7-Sitzer schon diverse Mannschaften in Oberbayern herum, von einem Fußballplatz zum anderen, von einer Halle zur anderen. Partymusik von der Spotifyliste des Nachwuchses inklusive. Doch je größer die Kinder, desto kleiner der Fußraum.
Der Abschied fiel schwer, die Wahl des neuen Autos nicht leicht. Und zum ersten Mal bestimmte ich nicht mehr alleine über meinen fahrbaren Untersatz für die kommenden Jahre. Hörte ich doch eine Stimme aus dem Hintergrund. Erinnerte mich etwas an diese beschwörende Schlange Ka aus dem Dschungelbuch, dass es schon ein etwas größeres Auto werden sollte, am besten schwarz und etwas mehr PS. Aber da waren wir uns natürlich einig. Während meinem Mann so ein kleines, praktisches Teil vorschwebte, was man gemeinhin „Stadtauto“ nennt, kam mir so eine Büchse noch nie in den Sinn. Hoch und groß sollte er sein, Fläche zum Beladen haben und natürlich schon ordentlich PS unter der Haube. Alles andere ist kein Auto, da kann ich auch das Fahrrad nehmen (oder zur Not den Besen, wie mein Mann zu bemerken pflegt).

Ja, das ist jetzt mal eine ganz neue Situation, an die ich mich tatsächlich gewöhnen muss. Und zwar schnell. In Kürze muss ich nämlich auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Auf meinem Beifahrersitz! Schon bei dem Gedanken daran wird mir etwas übel. Schließlich sitze ich sogar bei meinem Ehemann ungern auf dem Beifahrersitz. Und er hat keinen Punkt in Flensburg im Gegensatz zu mir. Hätte er ein bescheideneres Auto, wäre ich beim Mitbremsen mit meinem Turnschuh wahrscheinlich schon bis zum Asphalt durchgedrungen und hätte die Deckenverkleidung samt Festhaltebügel (oder wie das Ding auch heißen mag) abgerissen. Quittiert wird das zu Recht mit einer recht schlechten Laune und dem konkreten Verweis auf den Besen.
Und nun das: SIE hat es auf MEIN Auto abgesehen und ich muss mitfahren. Ich habe mir das alles nun ganz genau durchgelesen. Leider ist alles Beruhigende von Johanniskraut bis zum Schnäppschen streng untersagt. Wie können da alle Mamas und Papas, die ich vor der Schule sehe, so seltsam bereitwillig lächelnd auf den Fahrersitz verzichten? Vielleicht kucken und gucken sie auch nur so eigenartig, weil sie Schnappatmung haben. So kurz vor dem blau werden. Naja, ich frag lieber nicht nach. Und ja, ich weiß, die Statistik spricht für sie. Aber was ist, wenn dann doch und so und ich kann da ja nicht ins Lenkrad greifen und bremsen und sowieso… Und es ist natürlich auch nicht besonders vorteilhaft, wenn man an einen Fahranfänger ständig nur kritisiert und herummeckert wie eine alte Kuh.

Nein, ich will definitiv keine alte Kuh sein. Ich bin an dem Punkt angekommen, an dem ich nicht mehr erziehe, sondern unterstütze und an mir arbeite. Schließlich hat es bei der Spinnenphobie und der Ohnmacht bei Blut und Spritzen auch geklappt. Atmen, immer schön atmen. Und ihr könnt gerne die Daumen drücken!