Kürzlich wurden Eltern in einer facebook Gruppe aufgefordert zu schreiben, was sie Schönes am Wochenende erleben. Es hagelte an familiärer Romantik, vom Frühstück von Buffett Ausmaßen bis hin zum 3-Gänge Menü bei Kerzenschein, gemeinsame morgendliche Yogastunde im Wald bis zum terminierten Ausflug und dem anschließenden Kaffee bei der Verwandtschaft. Die Berichte lasen sich wie All-inklusive Urlaube, in denen den Reisenden jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wird. Die Vorbereitung und Durchführung dieser übernimmt höchstwahrscheinlich das bestens durchgeplante Muttertier. Ähnlich den Geburtstagen der Kinder, der Freunde der Kinder, der Schwiegermutter und der sonstigen Verwandtschaft. Kinder und Mann müssen sich nur schick machen und das ihnen in die Hand gedrückte, perfekt verpackte Geschenk stolz überreichen (und sich natürlich ausschweifend loben lassen). Einfach easy.
Zurück zum All-inklusive Wochenende. Wie ist das möglich?
Da hebt tatsächlich eine Mama-Userin den kleinen Finger, traut sich mutig gegenzulenken und merkt ganz leise an, ob sie nun ein schlechtes Gewissen haben müsste, weil sie einfach nur mal gerne ausschlafe am Wochenende und sich dann dem Hausputz widme. Schließlich bewältige sie wochentags einen Vollzeitjob.
Kurzes Schweigen. Schreibpause.
Kurzes Ignorieren.
Weiter geht´s mit all den Beschreibungen, die zum Teil fast schon unglaubwürdig erscheinen. Bis eine weitere Mama anmerkt, dass das Wochenende sich bestens eigne, um auch endlich mal etwas für sich zu tun. Welch Egozentrik! Oder nicht? Gerade in Zeiten des chaotischen Homeschooling und Homeoffice sei ihr eine Auszeit wichtiger als Familienunternehmungen. Sei es ein Treffen mit einer Freundin, eine Runde Jogging, ein Besuch beim Friseur – haben ja endlich wieder geöffnet.
Endlich! Wir müssen nicht mehr wie kleine Kinder schnaubend an der Fensterscheibe kratzen, sondern dürfen wieder eintreten in die Wellness- und Shoppingoasen. Das geht doch das Herz auf. Und wer will bei diesen seltenen Freudemomenten schon ein Kind am Mantel kleben haben, das permanent die Brezenreste in den Feinstrick drückt? Diese kleine Verschnaufpause ist so wichtig! Wenn man endlich den Kaffee trinkt, bis er noch heiß ist. Der Nagellack trocknen kann. Ganz ohne „Mamaaaa“-Geräuschkulisse“. Und glaubt mir, es ist kaum ein Unterschied zwischen Kleinkind und Teenie. Ich frage mich täglich, was eigentlich besser war: ein Kleinkind, das 15 Stunden am Tag schläft oder ein Teenie, das mir von 6 Uhr morgens bis 12 Uhr nachts die Zahnspange entgegenstreckt, motzt, heult, sich streitet, um anschließend wieder im Lachkrampf auszubrechen. Vielleicht sollte ich wieder zu Globuli greifen, still in der Sprite versenkt…
Abermals zurück zum Wochenende: ich liebe diese Mamas, die einfach ehrlich zugeben, dass sie weit weg von Bilderbuch-Familien-Wunderwelt-Wochenenden sind. Denn glaubt mir, das sind die meisten. Ich vergleiche das mit den Erzählungen über Noten: demnach wären alle kleine happy Einsteins, denn alle haben nur Sehr gut im Zeugnis. Und die kleine 5 wird kurzzeitig unterschlagen.
Hat man es wirklich nötig, sich als Supermutter zu verkaufen? Ich habe für mich beschlossen: Ich nicht. Wochenenden sind zum Ausruhen da und zum Erledigen all dessen, was man nach einem langen Arbeitstag nicht schafft: Wäsche, Einkauf, Hausputz. Gemeinsames essen, wenn alle ausgeschlafen haben. Vielleicht ein Mittabendessen. Aber auf keinen Fall ein Leben nach einem Bilderbuch. Glücklich so. Das schreib ich auch.
Schweigen. Schreibpause.