„Ruperts Tagebuch – Zu nett für diese Welt!“

 

Der Amerikaner Jeff Kinney ist mit Gregs Tagebuch weltbekannt geworden und seine witzig-freche Hauptfigur Greg Heffley bringt nahezu alle Jungs zwischen 8 und 12 Jahren zum Lesen – und die Väter gleich dazu. Im Interview verrät der Bestsellerautor, der nach eigener Aussage wie Butt-Head aus Beavis & Butt-Head aussieht, warum Greg so lustig ist und was er macht, wenn er gerade nicht schreibt oder Comics zeichnet.

Sie haben 13 Gregs-Tagebuch-Romane geschrieben. Wann kam die Idee zu einem Buch über seinen Freund Rupert?

Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit, eine kurze Rupert-Story zu schreiben, die an Millionen von Schulkindern in den USA verteilt wurde. Später erweiterte ich diese Story für ein britisches Publikum zum Weltbuchtag. Und mir gefiel es ausgesprochen gut, Rupert eine Stimme zu geben. Deshalb beschloss ich, ein ganzes Buch aus seiner Sicht zu schreiben. Ich habe es wirklich genossen, mich in ihn hineinzuversetzen! Er war schon immer mein Lieblingscharakter aus Gregs Tagebüchern, weil er so ein unschuldiges, unverdorbenes Kind ist.

War es schwierig, das gleiche Setting aus einer anderen Perspektive zu beschreiben?

Es war eine lustige Herausforderung, die Gregs-Tagebuch-Welt mit Geschichten zu füllen, von denen Kinder noch nichts gehört hatten. Gregs Tagebücher sind episch und filmisch, aber Ruperts Geschichten sind sehr klein. Es sind die Geschichten einer Freundschaft.

Ruperts Buch hat etwas andere Illustrationen, zum Beispiel zeichnet er keine Nasen in die Gesichter. Ist es während Ihrer Arbeit passiert, dass Sie manchmal zum Greg-Stil gewechselt haben?

Ich habe versucht, das ganze Buch hindurch im Stil von Rupert zu bleiben. Ab und zu sehen wir Gregs Handschrift, aber zum größten Teil ist dies Ruperts Welt.

Wendet sich RUPERTS TAGEBUCH an die gleiche Leserschaft wie GREGS TAGEBÜCHER oder unterscheiden sie sich im Alter?

Ich vermute, die Leserinnen und Leser von Ruperts Tagebuch sind eher etwas jünger. Aber der Humor ist genauso anspruchsvoll wie in Gregs Tagebüchern. Ich nehme an, dass einige Kinder zum ersten Mal durch Ruperts Buch in das Greg-Universum einsteigen werden.

Greg spielt Rupert die ganze Zeit Streiche und nutzt ihn aus. Dennoch sind sie beste Freunde. Gibt es ein echtes Vorbild für die Freundschaft solch ungleicher Jungen in Ihrer Umgebung?

Meiner Meinung nach gibt es diese Art von Beziehungen überall, sowohl unter Kindern als auch unter Erwachsenen.

RUPERTS TAGEBUCH ist seit einigen Tagen auf dem Markt. Wie haben Ihre Fans reagiert?

Bisher scheinen es die Leser wirklich zu mögen! Ich habe viele gute Rezensionen gelesen, und Kinder aus meinem Bekanntenkreis mögen es auch. Es haben mir sogar einige Kinderbuchautoren, die ich sehr bewundere, geschrieben und mir gesagt, dass ihnen das Buch gefällt.

Welches Buch gefällt Kindern besser?

Das ist im Moment schwer zu sagen! Ich denke, Kinder werden Gregs Tagebücher immer als die „offiziellen“ Bücher betrachten, aber hoffentlich werden die Kinder auch Rupert in ihr Herz schließen.

Ruperts kindliche Sicht der Dinge macht es noch deutlicher, wie gemein Greg seinen Freund oft behandelt. Ruperts Vater kann Greg überhaupt nicht leiden. Gab es Kommentare von den Kindern?

Der große Witz von Gregs Tagebüchern ist, dass Greg Heffley egozentrisch und selbstbewusst ist, und sein Verhalten rechtfertigt eigentlich in keinster Weise, warum er sein Leben dokumentiert. Der zentrale Witz von Ruperts Buch ist ähnlich. Rupert verehrt Greg und willigt ein, seine Biografie zu schreiben, aber er lässt ihn schlecht aussehen. Ich musste einen schärferen Kontrast zwischen Ruperts kindlicher Unschuld und Gregs unschönem Verhalten schaffen, damit der zentrale Witz funktioniert.

In welcher Ihrer Figuren steckt mehr von Jeff Kinney, in Greg oder in Rupert?

Leider bin ich mehr wie Greg. Aber ich wünschte, ich könnte mehr wie Rupert sein.

Als Sie Ihren ersten Greg-Heffley-Roman schrieben, hatten Sie keine Ahnung, was für eine weltweite Erfolgsgeschichte Sie erleben würden. Mit Ruperts Buch ist es jetzt anders, er ist Teil eines großen Greg-Imperiums, auf dem Sie aufbauen. Was hat an der Arbeit am Buch überwogen – frei schreiben zu können, weil es eine ganz neue Geschichte ist, oder haben Sie einen gewissen Erfolgsdruck gespürt?

Ruperts Buch gibt mir viel Freiheit. Ich habe das Gefühl, dass jedes von Gregs Tagebüchern in vielerlei Hinsicht an das Vorgänger-Buch anknüpfen muss. Aber in Ruperts Buch konnte ich ganz viele verschiedene Ideen ausprobieren.

Was wird die Zukunft bringen, mehr Bücher von Rupert oder vielleicht sogar Bücher aus der Sicht von Gregs Brüdern?

Ich hoffe, dass ich mehr Bücher aus Ruperts Perspektive schreiben kann. Aber es hängt alles davon ab, ob Kinder Rupert als Hauptfigur annehmen oder nicht.

Woran arbeiten Sie gerade?

Ich schreibe Witze für das Gregs 14. Tagebuch, das im Herbst herauskommt!

 

Quelle: Lübbe Verlag