Heute wage ich mich an ein Thema, das wortwörtlich vielen Eltern schwer im Magen liegt: die Ernährung. Ein Dauerthema sozusagen, das uns vom ersten Augenblick der Elternschaft an beschäftigt und ganze Lexika füllen würde. Dabei lege ich den Augenmerk nicht mal auf das unscheinbare Adjektiv „gesund“.
Da sind sie wieder, die Bilder vom ersten Gläschen Frühkarotten, die, wie auch immer, mindestens zehn Summ-Summ-Bienchen später im Mund meines Kindes landen mussten. Und das alles unter dem kritischen Blick des frisch gebackenen Opas, der dem geliebten Enkel viel lieber eine pürierten Schweinebraten serviert hätte statt der orangefarbenen, ungesalzenen Pampe. Spuren der Schlacht finden sich heute noch in den Küchennischen, wie auch gefühlt 30 Milchschnitten in den untiefen der Couch verschollen sind.
13 Jahre später hat sich die Lage kaum gebessert. Die bohrende Frage „Was essen wir heute?“ ist zu der zweit Schlimmsten dazugekommen, nämlich „Wie lange dauert es noch?“. Bereits vor dem ersten Kaffee morgens beschäftigen mich der Inhalt und die Herstellung der Brotzeit, die gegessen werden und nicht nur angelutscht den Weg nach Hause finden soll. Für alle anderen Fälle haben wir zumindest einen alles fressenden Labrador. Das ist doch mal echt bio.
Ich öffne also den Kühlschrank und mache mich auf die Suche nach Essbarem, stets angepasst an die aktuell bevorzugte Geschmacksrichtung. Denn im Moment ist Schinken verhasst, dafür steht Salami hoch im Kurs. Der Käse darf nicht zu dick und nicht zu dünn sein wie auch das krönende Stückchen einer roten, nicht grünen oder gelben Paprika. Heute mal wieder mit Butter, nicht zu dick, das Brötchen nicht zu kross. Die Äpfel in Scheiben geschnitten, nicht geschält, aber entkernt. Dazu noch ein paar frische Reiswaffeln. Und je nach Lust und Laune auch ein paar Karotten-Sticks. Wenn eine Probe ansteht, ist auch Nervennahrung gern gesehen. Und dann natürlich: einmal stilles und einmal Sprudelwasser. Darf es noch etwas sein? Fertig. Nur, wo sind eigentlich die Boxen abgeblieben?
Ich tapse durch das immer noch stockdunkle Zimmer auf der Suche nach einem Schulpack, der gewohnt mitten drin liegen müsste. Auf manche Dinge ist nun mal Verlass. Die Meerschweinchen schreien mich an und stehen schon am Gitter Schlange. Sie wissen genau wer ihnen das morgendliche Menü liefert.
Ich wühle mich also durch Hefte und Bücher, bis ich auf etwas eigenartig Weiches stoße, das kaum als Schulbedarf durchgehen dürfte. Ich taste und es wird immer weicher, Matsche-Pampe ist das treffende Wort. Kennt man als Mama zur Genüge. Unidentifizierbar. Also besorge ich mir eine Taschenlampe und leuchte geplagt von einer fürchterlichen Vermutung in den Ranzen. Wie lange ist es eigentlich her, dass von heute auf morgen die begehrten Thunfischsandwiches mit Käse dem Salami-Burger weichen mussten? Und da sehe ich es schon, die kümmerlichen, grünschimmernden Reste unter dem Hausaufgabenheft drücken sich schon in die Ecken des Schulranzens… Ja, wie ich Grün am Morgen liebe!
Hilft nix: Licht an. Kind an. Schulranzen ausleeren. Morgendiskussion. Durchatmen,
Ruhe bewahren klappt nun mal nicht jeden Tag. Aber wir leben ja auch nicht im Bilderbuch. Wie das mit der Brotzeit ganz „gechillt“ funktioniert? An manchen Tagen sorgen ein paar Münzen für einen tiefenentspannten Start in den Tag und Zeit für einen gemütlichen, ersten Kaffee.