Da sitze ich, Online-Anweisung per youtube in der linken Hand, Maus in der rechten, das Kind ins Ohr blubbernd hinter mir. „So geht das nicht, Mama!“ Just fällt mir diese Situation ein vor gefühlt einem halben Jahrhundert:
„Schatz, kannst du bitte den Videorekorder programmieren, ich möchte gerne Dallas aufnehmen. Und was mach ich mit dieser Kassette? Die anderen auf dem Stapel habe ich schon beklebt und beschriftet!“
„Wenn es sein muss, ich hab´s echt eilig, die Disko macht bald auf! Warum verstehst du das immer noch nicht? Ist doch echt einfach! Kassette rein, Filmnummer aus der Zeitung eingeben, Zeit eingeben, abschließen“ antworte ich leicht gereizt.
Wie man doch so schnell überfordert sein kann, von wegen Alter, das wird bei mir nie so sein, denke ich mir. Mittlerweile geht es natürlich nicht mehr nur um die monströsen schwarzen Kassetten. Der, mittlerweile Oma, versucht man die Vorteile von WhatsApp anzupreisen. Und wenn sie es dann benutzen, sie davon abzubringen, den Enkeln das hundertste Bild vom Rosengarten, Smileys von pupsenden Hunden oder komische Selfies zu schicken.
„Oma, das nennt man Spam heutzutage.“
„Was meinst du? Ich habe ihnen sicher keinen Schwamm geschickt! Ich pass immer auf!“
Ja, natürlich kümmert man sich auch um das Onlinebanking, gibt Bestellungen online auf, vereinbart Termine und pflegt die Login-Liste. Man richtet Emails ein, leert Spamordner und versucht den Speicher des Smartphones leer zu bekommen. So ging das die letzten Jahre, bis ich heute merkte, dass ich nun selbst langsam die Abgehängte bin. Ein katastrophales Jitsi-Meeting später, bei dem ich weder etwas gehört noch andere gesehen habe, habe ich den Notruf aus dem Wohnzimmer ins Jugendzimmer geschickt. Ein Terrain, das ich ja im Moment nur bewaffnet betrete, also entweder mit frischer Wäsche, Essen oder zumindest einer guten Nachricht (und die muss schon super gut sein). Es ist, als würdest du in ein Raubtiergehege ohne Frischfleisch gehen, auch da entkommst du nicht oder nur mit viel Glück. Und dieses hatte ich, ein wahrer Glückstag, denn Nachwuchs eilte zur Rettung, auch wenn schnaubend. Die Augen rollten voraus, während er ins Wohnzimmer trottete.
„Was hast du gemacht? Ich muss dir 24/7 was zeigen….“
„Ich hab´s ja versucht, sogar mit einer Anweisung auf youtube, aber da geht nix!“

Da schiebt er mich zur Seite, reißt mir die Maus aus der Hand, klickt 5 mal hier und 5 mal dort, Bild an, Ton an. Der Bildschirm geht an und ich blicke in 20 kleine Gesichter. Die restlichen Teilnehmer im Meeting schauen etwas verwirrt meinen 13jährigen im Pyjama an. Und dann schwenkt das Bild zu mir rüber – oh, die Haare stehen zu Berge, ich habe allerlei Staubfussel eingefangen bei dem Versuch die Verbindung zu überprüfen. Und dann kommt vor versammelter Mannschaft der Spruch des Tages: „Nein, Mama, für Wlan braucht man kein Kabel. Das W steht für Wireless. Das weiß doch jedes Kind.“

Übrigens: Meine „Lächle! Du kannst nicht alle töten“ – Schaftasse perfekt ins Szene gesetzt.